Die Akte Scholz. Der Kanzler, das Geld und die Macht

Die derzeit diskutierte Entscheidung des Kanzleramts, Teile des Hamburger Hafens gegen den Widerstand von sechs Bundesministerien an einen chinesischen Staatskonzern zu verkaufen, wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die Führungsweise von Olaf Scholz, sondern auch auf seine Beziehung zur Hansestadt. Seine Zeit als Hamburger Bürgermeister zwischen 2011 und 2018 wird nämlich immer noch vom Warburg-Skandal überschattet, den Oliver Schröm und Oliver Hollenstein in ihrem aktuellen Buch chronologisch aufarbeiten. Im Zentrum steht die Frage, ob die Inhaber der stadtbekannten Warburg-Bank damals in mehreren Treffen Einfluss auf Olaf Scholz genommen haben, um mit Cum-ex-Geschäften ergaunerte Steuermillionen nicht an den Staat zurückzahlen zu müssen.

Die beiden Journalisten beschreiben zum einen den Fall Warburg, inklusive vieler Indizien und Merkwürdigkeiten – und entfalten dabei ein eindrückliches Panorama der Verbindungen von Politik, Behörden und Wirtschaft in der Hansestadt. Zum anderen geben sich aber auch spannende Einblicke in den Kreis der Vertrauten um den heutigen Bundeskanzler und in die “Methode Scholz”: Akten fressen, Coolness zur Schau stellen, Niederlagen an sich abperlen lassen. Aber die Schilderungen seines politischen Wirkens in Hamburg sowie der Reaktionen auf die Warburg-Enthüllungen zeigen ebenso, was passiert, wenn er und sein Umfeld unter Druck geraten. Ein Must-read für alle politischen Beobachter der Bundesregierung.

„Am Ende der gut lesbaren 392 Seiten, die auch einem Publikum zugänglich sind, das keine Ahnung von Aktiendeals und Steuerrecht hat, muss der Leser selbst sein Urteil fällen.“

Sebastian Huld, n-tv
  • Autoren: Oliver Schröm & Oliver Hollenstein
  • Verlag: Ch.Links
  • Erschienen am 11. Oktober 2022
  • Seiten: 392
  • Bestellung: hier
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