Keine falsche Toleranz!

Die Zahl politisch motivierter Straftaten lag 2022 so hoch wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren, wie das Bundesinnenministerium kürzlich mitteilte. Und Razzien gegen Gruppen, die einen Putsch planen oder Minister entführen wollen, werfen die Frage auf, wie gefährdet die Demokratie in Deutschland ist. Wolfgang Kraushaar widmet sich in seinem Buch dieser Frage sowie einer Antwort darauf, was es für eine Demokratie bedeutet, wehrhaft zu sein.

Der Politikwissenschaftler, der vor allem mit seinen Arbeiten zur 68er-Bewegung und über linksradikalem Terrorismus bekannt geworden ist, sieht ein Gefährdungsszenario, das nicht mehr von den politischen Rändern, sondern von der gesellschaftlichen Mitte ausgeht. Ein Teil daraus radikalisiere sich durch die multiplen Krisen der vergangenen Jahre und zeige sich in Form von Reichsbürgern, Querdenkern, Pegida usw. offen für rechtsextreme Strömungen. Der Autor schildert dazu die Herausforderungen der deutschen Demokratie von rechts seit 1945 und plädiert mit Carlo Schmid, einem der Väter des Grundgesetzes, für Wehrhaftigkeit und Intoleranz gegenüber jenen, die die liberale Demokratie mit legalen Mitteln abschaffen wollen. Dafür brauche es laut Kraushaar z.B. weitere strukturelle Korrekturen in den Sicherheitsbehörden, mehr Zusammenarbeit zwischen Staat und Zivilgesellschaft sowie eine dynamische Theorie der Radikalisierung statt die statische Theorie vom Extremismus.

Key Facts

  • Autor: Wolfgang Kraushaar
  • Verlag: Europäische Verlagsanstalt
  • Erschienen am 15. November 2022
  • Seiten: 606
  • Bestellung: hier
Empfehlungen

Fragile Sicherheit

Wie sehr sich die internationale Sicherheitsordnung in den vergangenen Jahren verändert hat, verdeutlicht das Buch von Christian Mölling.…