Die Angriffe rechtspopulistischer und autoritärer Kräfte auf den Rechtsstaat und die Gewaltenteilung wie in Polen oder Ungarn haben hierzulande zu einer Diskussion über den Schutz des Bundesverfassungsgerichts und entsprechende Gesetzesvorschläge im Parlament geführt. Dass die Verfassung und ihre Organe als schutzwürdig angesehen werden, liegt auch an den positiven Gefühlen, die ihnen mehrheitlich entgegengebracht werden. Wie lange es gedauert hat, bis sich die Deutschen für das Grundgesetz begeistern konnten, zeigt Ute Frevert in ihrem Buch.
Die Historikerin untersucht darin, welche Emotionen Verfassungen auslösen können, warum Gefühle wichtig für die Bindungskraft der Texte sind und wie sich dies in Deutschland von 1848/49 bis heute dargestellt hat. Dabei betrachtet sie neben der Reichsverfassung von 1871 und der Weimarer Republik auch die DDR-Verfassung und deren Nachwirkungen nach der Deutschen Einheit. Eine emotionale Verankerung gab es demnach kaum, in der BRD habe sich erst ab den 1970er Jahren eine gewisse Wertschätzung für Grundgesetz und Bundesverfassungsgericht entwickelt, unter anderem mit dem Begriff des „Verfassungspatriotismus“. Zugleich rät Frevert, sich nicht auf die Zuneigung der Deutschen zu ihrer Verfassung zu verlassen, sondern das Grundgesetz auch juristisch zu stärken.
„Frevert gelingt mit ihrem inhaltlich anspruchsvollen, aber sprachlich erfreulich zugänglichen Buch eine konzise und immer wieder überraschende Darstellung ihres Themas.“
Michael Wolf, Deutschlandfunk Andruck
Key Facts
- Autorin: Ute Frevert
- Verlag: Wallstein
- Erschienen am 30. Oktober 2024
- Seiten: 248
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